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  • AutorenbildSusanne Heintzmann

Der unsichtbare Gorilla


Was hat der unsichtbare Gorilla mit dem Fachkräftemangel in der Pflege zu tun? Wer sich nur auf eine Perspektive konzentriert, der übersieht manchmal selbst einen Gorilla.

Im berühmten Gorilla-Experiment von Chabris und Simons sehen sich Freiwillige ein Video an, in dem Studenten Basketball spielen. Die Versuchspersonen sollen zählen, wie oft die Spieler in den weißen T-Shirts sich den Ball zu werfen. In der zweiten Hälfte des Films kommt eine Studentin im Gorillakostüm in den Raum. Sie trommelt sich auf die Brust und verschwindet nach 8 Sekunden wieder. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer sahen den Gorilla nicht, weil sie damit beschäftigt waren, die Pässe zu zählen.

Die Wahrnehmung von Fachkräftemangel in der Pflege zeigt dazu Parallelen: Im Leidensdruck aus 35.000 offenen Stellen und den schmerzhaften Belastungen der Corona-Pandemie gehen bereits erzielte Erfolge unter. Einige Fakten, was sich nahezu unbemerkt entwickelt hat:

Pflegekräfte schneiden im Vertrauensranking der Berufe mit am besten ab. 95 % der Deutschen vertrauen ihnen. Damit zählen sie zu den Top 3-Berufe mit höchster Wertschätzung hierzulande.

In Kliniken stiegen die Verdienste für Pflegende seit dem Jahr 2010 um knapp 30 %, in Altenheimen sogar um mehr als 38 %. Im gleichen Zeitraum erhöhten sich die Löhne in der Gesamtwirtschaft um 21 %.

Die Pflegeberufe schafften es 2020 mit mehr als 53.000 Auszubildenden auf Platz 3 der beliebtesten Ausbildungsberufe. Dabei steigt das Interesse an einer Pflegeausbildung konstant. 2019 waren es 39 % mehr Berufsanfänger als noch zehn Jahre zuvor.

Trotz Pandemie stieg die Zahl der Pflege-Beschäftigten im letzten Jahr auf 1,77 Millionen. Das sind 43.300 mehr als ein Jahr zuvor.

Pflegende und ihre Einrichtungen haben damit (fast unbemerkt) Erfolgsgeschichte geschrieben. Einseitige Konzentration auf eine Perspektive macht nicht nur blind, sondern verzerrt auch Meinungsbildung und dadurch Entscheidungsprozesse.

Auch wenn unbestritten noch sehr viel zu ist und es regionale beachtliche Unterschiede gibt (wie z.B. in der Vergütung), ist es an der Zeit, das Erfolgsbewusstsein zu schärfen und die Wahrnehmung von Pflege neu zu justieren. Als Ausdruck der Wertschätzung für Pflegeberufe, um mehr junge Menschen für diese einzigartigen Berufe zu begeistern oder um neue Gruppen an Quereinsteigern anzusprechen, wie z.B. 1,35 Mio. alleinerziehende Mütter und Väter. Denn Pflege kann auch Teilzeit und flexible Arbeitszeitmodelle.

Mehr zum Gorilla-Experiment gibt es im Buch: „Der unsichtbare Gorilla – Wie unser Gehirn sich täuschen lässt.“

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen wunderbaren Mittwoch voller großer und kleiner Erfolgsgeschichten.

Für Sie / für Euch! Herzlich, Susanne Heintzmann

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